Was gilt es für den iranischen Markt zu berücksichtigen? Welches Potential wird geboten?

1. Internetnutzung

Iran ist wahrscheinlich nicht das erste Land, an das man denkt, wenn es um das Thema B2B eCommerce geht. Aber immerhin hat dieses Land mit seinen ca. 82 Mio. Einwohnern 2015, bzw. 1394 nach dem neuiranischen Kalender, bereits eine Internetnutzung von fast 50% der Bevölkerung. Im Vergleich liegt in Deutschland die Internetnutzung bei fast 90%. Da aber 60% der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sind, ist hier in Zukunft von einem deutlichen Anstieg auszugehen. Immerhin nutzten bereits 42% der iranischen Internetnutzer eCommerce und 13% Onlinebanking.

Iranische Internetnutzerin

Iranische Internetnutzerin

Mit seinen fast 40 Mio. Internetnutzern ist das Land im mittleren Osten das Land mit den meisten Internetnutzern. Im Vergleich sind in Saudi Arabien ca. 12 Mio. Nutzer online und in Ägypten ca. 20 Mio. Nutzer. Die meisten Internetnutzer verwenden Ihr Smartphone, um auf das Internet zuzugreifen.
Woran liegt die hohe Anzahl an Internetbenutzern? Zunächst liegt es an einer Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes. Bis Anfang 2015 war Rightel der einzige Mobilfunkanbieter. Anfang 2015 hat die Iranische Regierung zwei weiteren Anbietern 3/4G Mobilfunklizenzen vergeben, sodass sich mittlerweile auch auf dem Land die „weißen Flächen“ in denen es keinen Internetzugang gibt, verkleinern.

Im Vergleich z.B. zu den USA ist in diesem Land bzgl. der Infrastruktur aber noch ein weiter Weg zu gehen.
Zusammenfassend nutzt heute bereits ein Großteil der iranischen Bevölkerung regelmäßig das Internet, um sich zu informieren oder um einzukaufen.

 

2. Wirtschaftliches Potenzial des iranischen Marktes

Traditionell gibt es gute Kontakte und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und diesem Land. Andere Länder tun sich immer noch sehr schwer damit Geschäftsbeziehungen mit diesem Land aufzubauen. In den USA ist es zurzeit z.B. illegal Investitionen in diesem Land vorzunehmen und es sieht alles danach aus, als wenn sich dies in den nächsten Jahren nicht grundlegend ändern wird. Es ist aber davon auszugehen, dass nach dem Bürgerkrieg in Syrien gerade auch die iranische Wirtschaft viel vom anschließenden Wiederaufbau enorm profitieren wird und es deshalb verstärkt Bedarf nach deutschen Maschinen, deutscher Technologie und deutschem Knowhow in diesem Land geben wird.

Aus unserer Sicht lohnt es sich also sich mit diesem Markt intensiv zu beschäftigen.

 

3. eCommerce Anbieter

Wer sich in diesem Land über eCommerce engagieren will, sollte aber einiges beachten, denn die Internetnutzung dieses Landes unterscheidet sich von der in den westlichen Ländern.

Ähnlich wie in China (Blogbeitrag – China als eCommerce Markt – Zahlen und Fakten) wird auch dieses Land von lokalen eCommerce Anbietern, wie z.B. www.digikala.com, dominiert und die großen amerikanische Internetkonzerne, wie z.B. Amazon (Blogartikel – Amazon als Vermarktungsplattform) sind weniger präsent.

Das Onlinekaufhaus Digikala

Das Onlinekaufhaus Digikala

 

3.1 Suchmaschinen

Es lohnt sich deshalb sich mit den iranischen Suchmaschinen zu beschäftigen und sein eigenes Angebot auf diese Suchmaschinen SEO-Technisch zu optimieren, damit iranische Kunden das eigene Angebot auch direkt finden können. Hier sind vor allem die folgenden Suchmaschinen Anbieter relevant:

  • Yooz (siehe http://www.yoouz.ir/)
  • Rismoon (siehe http://www.rismoon.com)
  • Salam (siehe http://salam.ir)
  • Parsijoo (siehe http://parsijoo.ir)

Yooz ist eine, der bekanntesten Suchmaschinen im Iran und wurde 2010 gegründet. Nach eigenen Angaben hat die Suchmaschine über eine Billionen iranischer Webseiten indiziert und rund 30% der iranischen Suchanfragen nutzen Yooz.

Rismoon behauptet die erste Suchmaschine für persischen Content zu sein. Der Dienst wurde 2004 von einer privaten Firma gegründet. Rismoon bietet die Funktion „Zoom Search“, mit der man eine Keyword Suche mit einem spezifischen Suchfokus, wie z.B. Unternehmen oder Literatur, verknüpfen kann.

Salam ist keine eigenständige Suchmaschine, sondern eher eine „Meta Suchmaschine“. Sie sucht Keywords in verschiedenen Suchmaschinen und bietet eine optimierte Darstellung aller Treffer. Die Anwendung gehört dem Softwareunternehmen Bayan, die darüber hinaus viele iranische Internetdienste, wie Blogs, Email und File Hosting anbieten.

Parsijoo ist ebenfalls eine persische Suchmaschine, die von Iranern entwickelt worden ist und seit 2010 als Betaversion verfügbar ist. In 2015 erfolgte mit über einer Billionen Webseiten der kommerzielle Start der Suchmaschine. Sie bietet eine sogenannte Bazarsuche, die Produktsuchergebnisse in über 20 iranischen eCommerce Webseiten darstellt.

 

3.2 Zahlungsanbieter

Weiterhin ist es in diesem Land sehr viel einfacher ein Händlerkonto für Online Transaktionen bei einer iranischen Bank zu erhalten. Hier fallen i.d.R. auch nur sehr geringe bis keine Gebühren an. Wer online Zahlungen im Iran anbieten möchte, sollte sich unbedingt mit ZarinPal (https://www.zarinpal.com) beschäftigen.

Dieser Dienst ist das „iranische PayPal“ und im Land sehr weit verbreitet und akzeptiert.

 
ZarinPal Website

ZarinPal Website

 

3.3 Sonstige erfolgreiche Internet-Plattformen

Im Folgenden ein Überblick über einige erfolgreiche iranischen Internetplattformen, die in Europa i.d.R. kaum bekannt sind:

 

3.3.1 Snapp

Snapp Screenshot

Snapp ist eine Plattform, die mit MyTaxi oder Uber vergleichbar, Transportdienste vermittelt.

 

3.3.2 Snapptrip

Snapptrip

Snapptrip ist aus dem gleichen Hause wie Snapp eine Plattform, die Hotels und Unterkünfte vermittelt.

 

3.3.3 Bamilo

bamilo

Bamilo ist eine der meinst genutzten Marktplätze im Land. Ähnlich wie Amazon werden Konsumenten adressiert und die Plattform versucht sich als Mittler zwischen ihnen und Händlern.

 

4. Einen Webshop im Iran eröffnen

Jeder, der in diesem Land ein Geschäft eröffnen möchte, benötigt dafür eine Business-Lizenz. Dies gilt auch für eCommerce. Am 19. Februar 2017 hat die iranische Regierung Regulierungen u.a. für „Virtual Business“ erlassen. Darunter wird ein Geschäft verstanden, über welches Personen oder Unternehmen über Telekommunikationsdienste Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Um für ein solches Geschäft eine Lizenz zu erwerben, muss man diese beim Center for Development of Electronic Commerce (CDEC) beantragen.

 

5. Fazit:

Trotz aller Isolation ist die Akzeptanz von eCommerce in diesem Land sehr hoch und wird aufgrund der jungen Bevölkerung schnell weiter steigen. Wer bereit ist, sich mit den lokalen Gepflogenheiten zu beschäftigen findet einen Markt vor, in der durchaus Potenzial für die eigene Internationalisierung verspricht.

Aufgrund der seit 2018 in Kraft getretenen amerikanischen Sanktionen sind allerdings aktuell die traditionell guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und diesem Land ziemlich zum Erliegen gekommen, wer sich aber einen „langen Atem“ leisten kann, findet im Iran hohes Marktpotential für deutsche Produkte und eCommerce.

 

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